Heute, am 08. März 2015, treffen wir uns bereits um 13:30 Uhr am üblichen Treffpunkt, dem Brunnenplatz in Gey. Denn wir wollen die ehemalige Abtei Brauweiler besichtigen und die neue Orgel hören.
Mit den PKWs fahren wir Richtung Köln. Kurz vor Köln verlassen wir die Autobahn, denn Brauweiler liegt westlich von Köln.

An der Abtei angekommen, wird erst einmal ein Gruppenfoto gemacht. Die Abtei Brauweiler ist eine ehemalige Benediktinerabtei.

Im Eingang befindet sich eine restaurierte Tafel mit lateinischer Schrift. Wie Maria Pingen fachmännisch feststellt, sind die Buchstaben der originalen Tafelteile eingraviert und die der ergänzten Tafelteile dagegen nur aufgemalt. Die Tafel von 1810 erinnert daran, dass hier einmal eine Bettleranstalt war.


Aber nicht nur das. In der wechselvollen Geschichte der Abtei Brauweiler war hier auch einmal eine Trinkerheilanstalt untergebracht. Weil man zuletzt versuchte, den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben (der letzte Leiter dieser Anstalt war selbst dem Alkohol verfallen), wurde die Anstalt Ende der 1960er-Jahre geschlossen.

Solche und viele andere Geschichten weiß unser heutiger Führer, Herr Dr. Peter Weber, zu berichten. Er ist nicht nur der Abteilungsleiter des LVR-Archivberatungszentrums innerhalb des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums, sondern auch der Geschäftsführer des Freundeskreises Abtei Brauweiler e.V. Auf Nachfrage erlaubt er uns zu fotografieren und diese Fotos auf unserer Website zu verwenden. Vielen Dank dafür!

Im Prälaturhof erklärt uns Dr. Weber, warum die barocken Gebäude im für Köln und Umgebung völlig ungewöhnlichen süddeutschen Barock-Stil errichtet wurden: Der letzte Abt (Anselm Aldenhoven), der die Prälaturgebäude erbauen ließ, hatte durch seine frühere Tätigkeit in der Abtei in Klotten und deren Weingütern im Rheingau Beziehungen nach Koblenz zum Architekten Nikolaus Lauxen. Dieser wiederum war Schüler des berühmten süddeutschen Barock-Baumeisters Balthasar Neumann und Schüler von Johannes Seiz.



Während der Ausführungen von Dr. Weber hören wir ein Geschrei über uns. Die Kraniche kehren aus dem Süden zurück und überfliegen gerade die Abtei.


Im Kaisersaal erfahren wir anschließend, dass die Gründer der Abtei der lothringische Pfalzgraf Ezzo und dessen Frau Mathilde waren. Letztere war die Tochter von Kaiser Otto II.



An den Wänden des Kaisersaales sind die vier Jahreszeiten dargestellt und in den vier Ecken der Decke die vier Elemente Wasser, Feuer, Erde und Luft. Von der Decke herab schaut das Auge Gottes. Der Kamin ist mit Delfter Kacheln ausgelegt.











Es geht weiter in den Äbtesaal, der heute als Trauzimmer dient. Denn in der Abtei Brauweiler kann man opulente Hochzeiten feiern. Trauzimmer, Kirche und Säle unterschiedlicher Größe stehen für Bindungswillige und ihre Gäste zur Verfügung.

An den Wänden sehen wir Büstenreliefs von römischen Kirchenvätern: Gregor von Tour, Hieronymus, Augustinus und Ambrosius und von diversen Ordensheiligen. Über den Türen befinden sich die christlichen Tugenden Glaube (Fides) und Hoffnung (Spes) als allegorische Darstellungen.





Vom Äbtesaal aus führt uns Dr. Weber über den Prälaturhof in den mittelalterlichen Teil der Anlage. Im Marienhof mit der doppelgesichtigen Madonnenfigur, dem Kreuzgang und dem Kapitelsaal mit der Benediktkapelle werden musikalische Veranstaltungen durchgeführt, wie z.B. die „Classic Nights“.


Durch den Kreuzgang gehen wir am Kapitelsaal vorbei wieder nach draußen und befinden uns im Park der Abtei. Von dort haben wir den Blick auf die Außenansicht des Kapitelsaales und des Gierdensaales.


Wir blicken auf die Rückseite der Abteikirche St. Nikolaus und St. Medardus mit der Marienkapelle. Auffallend ist die Ähnlichkeit der Architektur mit den großen romanischen Kirchen in Köln, wie St. Gereon und Groß St. Martin. Tatsächlich aber erwiesen sich Grundriss der Krypta und Oberbau der Brauweiler Abtei-Kirche als Nachbildung der Kölner Kirche St. Maria im Kapitol.


Rechterhand sehen wir das ehemalige Frauenhaus. Hier befindet sich im Keller die Gedenkstätte Brauweiler. Unter der Herrschaft Napoleons wurde die Abtei säkularisiert und eine Bettleranstalt eingerichtet. Später wurde daraus eine große Arbeitsanstalt. Ehemalige Häftlinge, Trinker und schwer erziehbare Jugendliche wurden hier Resozialisierungs-Maßnahmen unterworfen. Im Dritten Reich wurden hier unbequeme Bürger inhaftiert. So hat auch Konrad Adenauer in diesem Gestapo-Gefängnis das Nazi-Regime zu spüren bekommen.

Wir gehen vorbei an den Kreuzen aus dem 18. Jahrhundert des ehemaligen Friedhofes. Bevor wir die Kirche betreten, macht uns Dr. Weber auf die moderne Bischofs-Skulptur über dem Eingang aufmerksam. Erst nach der Aufstellung fiel auf, dass der beauftragte Künstler den Bischofsstab in die rechte Hand modelliert hat. Diese Hand benutzt ein Bischof aber zum Segnen. Vielleicht war St. Nikolaus aber auch Linkshänder und die Darstellung des Künstlers ist korrekt…

Wir durschreiten die barocke Vorhalle. Über dem Hauptportal thront St. Nikolaus. Eine Figur aus dem 15. Jahrhundert. Diese hat den Bischofsstab in der richtigen, nämlich der linken Hand.


Beim Betreten der Kirche sieht man sofort auf der rechten Seite das große Stifterbild von 1657. Auf dem Bild ist das Kirchenmodell zu sehen, das vom Stifterpaar Mathilde und Ezzo gehalten wird. Im unteren Bildteil sind die 10 Kinder des Stifterpaares abgebildet.

Gestiftet wurde auch ein modernes Kirchenfenster, das man zur Linken sieht, nämlich gemeinsam von Konrad Adenauer und Jakob Dahmen. Adenauer war in Brauweiler inhaftiert und Jakob Dahmen war einer der Wärter der Arbeitsanstalt Brauweiler. Entworfen wurde das Kirchenfenster vom Künstler Franz Pauli. Ganz oben wird Adenauer als Daniel in der Löwengrube dargestellt. Darüber schaut Hitler auf die Szene herab. Das Fenster soll auch an die Inhaftierung Adenauers (September-November 1944) erinnern.


Wir gehen hinter dem leeren Gehäuse der alten Chororgel vorbei in den Chorraum. Von dort blicken wir auf die neue große Barock-Orgel, die erst vor zwei Jahren von der Orgelbau-Firma Weimbs aus Hellental erbaut wurde. Weimbs hatte seinerzeit die große König-Orgel im Kloster Steinfeld restauriert. Da auch das alte Orgelgehäuse in Brauweiler von Balthasar König stammt, war Weimbs die erste Wahl. Die Orgel hat 2 Manuale und Pedal, 26 klingende Register und ist rein mechanisch.

Ronald Wasserrab geht mit Herrn Dr. Weber in die Sakristei, um das Mikrofon an der Orgel einzuschalten, was von den übrigen Teilnehmern genutzt wird, um einen Blick auf das alte Mobiliar der Sakristei zu werfen.

Ronald Wasserrab möchte zur Orgel und zu den Vortragsstücken Erläuterungen von der Orgel aus geben. Denn leider dürfen aus statischen Gründen nur maximal 8 Personen auf die Orgelbühne. Leider funktioniert das Mikrofon nicht, so dass der musikalische Vortrag kommentarlos erfolgen muss. Einige Teilnehmer gehen mit zur Orgel und schauen und hören sich das Spiel von Ronald Wasserrab an:
Fantasie g-moll aus BWV 542 von J.S. Bach
O Mensch, bewein‘ dein Sünden groß BWV 622 von J.S. Bach
Fuge aus „Variationen und Fuge über Heil dir im Siegerkranz“ von Max Reger (das gesamte Stück hat Ronald Wasserrab den Vereinsmitgliedern anlässlich ihrer 10-Tagesfahrt in den Schwarzwald auch auf der Höchenschwander Orgel vorgespielt)




Anschließend haben alle Gelegenheit, in die Orgel hineinzuschauen. Man sieht deutlich die Spieltraktur, die von den Tasten des Spieltischs bis hoch zu den Pfeifen verläuft.

Wie in der König-Orgel des Klosters Steinfeld, so gibt es auch hier in der Brauweiler Orgel ein „Nachtigallen-Register“, das sich anhört, als würde eine Nachtigall zwitschern. Erreicht wird dieser Effekt durch eine Pfeife, die in ein Gefäß mit Wasser getaucht wird.

Viel haben wir heute gesehen und gehört. Alle sind nun hungrig und können es gar nicht erwarten, endlich in das nächstgelegene Café zu stürmen, um die Eindrücke gleichzeitig mit einem Stück Kuchen zu verarbeiten.
Hier geht’s zur Bildergalerie: Bilder vom Besuch der ehemaligen Abtei Brauweiler
Sehr interessante Ausführung und wie immer gute Fotos,
auch von „Henry“. Danke, bis zum nächsten mal…
Katharina&Klaus
Hallo Katharina, hallo Klaus,
vielen Dank, ihr fleißigen Kommentar-Schreiber!
Gleich gehe ich hinüber nach Straß, wo das alljährliche Wettkampfschießen der Dorfvereine stattfindet. Der HWV beteiligt sich immer daran. Das ist, glaube ich, gar nicht so bekannt. Heute war ein Artikel über unsere Geschichtstafel in der Zeitung. Wir haben die Tafel am Donnerstag montiert, und ich habe am Freitag eine Pressemitteilung geschrieben.
Wir sehen uns!
Liebe Grüße
Ronald