Heute ist eine Tageswanderung angesagt, weshalb wir uns bereits um 10:00 Uhr am Brunnenplatz treffen. Wegen des Regens stellen wir uns an der Sparkasse unter. Als alle Hardcore-Wanderer eingetroffen sind, fahren wir zur Vennwanderung nach Belgien. Unser Ausgangspunkt soll die Baraque Michel sein.


Die Baraque Michel darf man nicht mit der Baraque Obama verwechseln. Diese liegt in Washington und wird auch Weißes Haus genannt. Auch sollte man Verwechselungen mit Schabrack Michelle vermeiden. Jedenfalls ist die Baraque Michel eine Herberge im Hohen Venn, die Anfang des 19. Jahrhunderts von Michel Henri Schmitz gegründet wurde.

In unmittelbarer Nähe der Baraque Michel steht die Kapelle Fischbach. Früher war in deren Turm ein Leuchtfeuer untergebracht, das Wanderern Orientierung geben sollte. Auch das allabendliche Läuten der Glocke hat seinerzeit so manchen verirrten Wanderer gerettet.
In diese Lage wollen wir natürlich nicht kommen. Wanderkarte, GPS und Ralf Abschlag werden uns führen. Ralf ist die Tour vor ein paar Tagen bereits vorgegangen und kennt sich nun aus.

Der Satz von Anette von Droste-Hülshoff, dass es schaurig ist, übers Moor zu gehen, bewahrheitet sich heute auch wieder. Ein Schauer nach dem anderen erwartet uns. Andererseits hat der Regen auch den Vorteil, dass dieser Teil des Venns für Wanderungen freigegeben ist. Vor einigen Tagen noch waren die roten Fahnen gehisst, also die Wanderwege wegen der enormen Brandgefahr gesperrt.

Nicht nur für die Nässe von oben, auch für die von unten muss man bei einer Vennwanderung gewappnet sein. Deshalb ist geeignetes Schuhwerk unabdingbar.
Wir überqueren die N68, schlängeln uns durch die Baustelle des neuen Parkplatzes gegenüber Baraque Michel und betreten den nicht gesperrten Wanderpfad. Bald schon geht der Weg in einen relativ neuen Holzsteg über.




Schier endlos schlängelt sich das Band des Steges durch die Vennlandschaft. Neben dem neuen Steg sind immer wieder Reste des alten Steges zu sehen. Und immer wieder verkohltes Holz vom Großbrand 2011: http://brf.be/tag/vennbrand/.











Ein Obelisk markiert die alte Grenze zwischen Belgien und Preußen.

Der weiche Moorgrund bewirkt, dass der Steg an manchen Stellen stark schwingt. Einige unserer Wanderer testen die Wippfähigkeit ausgiebig.
Immer wieder begegnen wir einzelnen Gruppen wilder Narzissen.



Eiweißfreisetzungen absterbender Kieselalgen im Bach werden durch Verwirbelungen der Strömung zu Eiweißschnee aufgeschäumt.

An einer Informationstafel unmittelbar neben der romantischen Holzbrücke über die Hill machen wir eine kleine Rast, bevor wir die Brücke überqueren. Ab jetzt geht unsere Vennwanderung bergauf.



Ein markanter Baum animiert die Fotografen zu einem kleinen Shooting.


Ein Schild weist auf das streng geschützte Birkhuhn hin. Auch zwei Birkhuhn-Attrappen hat man im Gelände aufgestellt. Jemand von uns entdeckt ein echtes Birkhuhn in einer Tanne. Die Attraktion des Tages. Das Tier macht auch keine Anstalten zu fliehen. Unser Weg führt an dieser Tanne vorbei und wir sehen, dass das Birkhuhn am Baum festgeschraubt ist…








Der Weg führt uns entlang einer C-Zone. C-Zonen im Venn darf man nur mit einem speziell ausgebildeten, ortskundigen Wanderführer betreten.

Wir folgen einer breiten, morastigen Schneise bergab. Der Regen wird immer stärker. Wir überqueren die Rur und passieren ein Kreuz mit der aus einem alten Hymnus entlehnten Aufschrift „O Crux ave, Spes unica“ („Sei gegrüßt, du heiliges Kreuz, unsere einzige Hoffnung“).



An einer Tafel mit einer Wege-Karte machen wir erneut Rast und besprechen, welchen Weg wir nehmen wollen. Aufgrund des immer stärker werdenden Regens entscheiden wir uns für den kürzesten Weg Richtung Baraque Michel. 10 Km sind wir bereits gewandert. Bis zur Baraque Michel sind es noch einmal 5 Km.



Vorbei geht es an „Signal de Botrange“. Mit 694 m ü.M. ist dies der höchste Punkt Belgiens. Der dort künstlich aufgeschüttete Baltia-Hügel (nach Baron Herman Baltia benannt) erhöht diesen Ort noch einmal auf 700 m ü.M.
Immer wieder begegnen wir Überbleibseln des letzten Großbrandes.


Am Ausgangspunkt unserer Vennwanderung angekommen, stärken wir uns in der Baraque Michel mit Kaffee, Kuchen, Omelette und belgischem Bier, bevor wir die Rückfahrt antreten.
Ach ja – um auf das Titelbild einzugehen: Wir sind alle heil zurückgekommen. Also muss das wohl jemand anderer gewesen sein, der da beim Versinken im Moor fotografiert wurde…
Vielen Dank an unseren Wanderführer Ralf Abschlag für die schöne Tour!
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